Die Causa finalis der Menschheit

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    Die Causa finalis des Systems Mensch

von
Rudi Zimmerman

Alles, was geschieht, hat eine causa efficiens, eine Wirkursache (Aristoteles). So wird die erste Wirkursache des Universums von religiös denkenden Menschen als "Gott" bezeichnet, der das Universum angeblich geschaffen hat. Von vielen Naturwissenschaftlern wird diese ursprüngliche Causa efficiens des Universums als Urknall bezeichnet. Beide Anschauungen sind meines Erachtens falsch, weil sie von der Voraussetzung ausgehen, dass das Universum irgendwann entstanden ist, einen Anfang hat. Dieser Vermutung widerspreche ich und denke, dass das Universum ewig ist, es hat überhaupt keinen zeitlichen Anfang und kein zeitliches Ende. "Zeit" ist eine Denkkategorie und wird vom Menschen benutzt, um seine Wahrnehmungen der Innen- und Außenwelt seines materiellen Körpers zu strukturieren. Da folge ich Immanuel Kant, der neben der Zeit auch den Raum und die Kausalität als Denkstrukturen beschrieben hat, die der Mensch angeborener Weise benutzt, die aber den Dingen an sich nicht anhaften.

Die Wirkursache ist jedoch nicht die einzige Ursachenbetrachtung, die der Mensch vornehmen kann. Einen andere Ursachenbetrachtung ist die der Zweckursache, der Causa finalis (Aristoteles).

Bei dieser wird ein Geschehen sozusagen vom zeitlichen Ende her betrachtet, bzw. vom entstandenen Effekt her, und angenommen, dass das erreichte Ziel eines Geschehens (der Effekt) auch der Grund dafür war, dass es geschah. Der Vorteil oder Nachteil dieser Betrachtungsweise besteht darin, dass bei dieser Betrachtung keine eindeutige Antwort zu finden ist. Was für einen Zweck ein Vorgang erreicht hat, ist für Interpretation offen, so dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Vorgehensweise handelt. Sie eignet sich daher für Geschehensabläufe, die nicht durch wissenschaftliche Experimente verifiziert oder falsifiziert werden können, die unwiederholbar sind, wie beispielsweise die Evolution, das Trinken oder das Kinderkriegen. Die einmal abgelaufene Evolution, der abgeschlossene Trinkvorgang oder die Geburt eines Kindes können nicht rückgängig gemacht und in anderer Weise wiederholt werden, da es sich jedes Mal um einen anderen neuen Vorgang handelt. 

Diese Abläufe können jedoch unter einem finalen Gesichtspunkt analysiert werden. Warum ist Evolution dieses (vorläufige) Ziel erreicht und kein anderes? zu welchem Zweck hat jemand getrunken oder welches Ziel wurde mit der Geburt eines Kindes verfolgt? "Normalerweise" ist man geneigt, linear zu denken, um derartige Frage zu beantworten. Diese lineare Denkweise, dass ein Ereignis auf das andere folgt und das zeitlich frühere die Ursache (Causa efficiens) des zeitlich danach folgenden ist, ist hier jedoch nicht angebracht. Und die Causa finalis (die Zweckbetrachtung) ist auch nicht eine Betrachtung vom zeitlichen Ende her, wie man eventuell annimmt.

Um die Sache nicht zu kompliziert zu machen, offenbare ich der Leserin und dem Leser gleich einmal, dass ich prinzipiell 2 verschiedene Arten der finalen Betrachtungsweise sehe und meine Philosophie auch auf diese beiden Füße gestellt habe.

Es handelt sich um 2 verschiedene Arten von Regelkreisen, die hier wirksam sind. Die erste Art der Regelkreise ist der Regelkreis mit negativer Rückkopplung und die zweite Art der Regelkreise mit positiver Rückkopplung, wobei man bei diesem eigentlich nicht von Regelkreis sprechen kann, weil es keine Kreis ist, sondern ein sich selbst verstärkender Vorgang. Es handelt sich hierbei einfach um ein positives Feedback.

Das Regelkreisdenken, natürlich das der ersteren Art ganz besonders, macht im Übrigen auch den Zeitfaktor völlig überflüssig. Es gibt hier kein vorher und nachher. Es gibt hier lediglich einen Sollwert, oder in der Praxis einen Sollwertbereich, der eingeregelt wird.

Regelkreise mit Sollwert und negativer Rückkopplung

Derartige Regelkreise sind kinderleicht zu verstehen und es gibt auch keine Zweifel, welchen Zweck sie verfolgen, was also die Causa finalis, die Zweckursache dieser Regelkreise ist.

Nehmen wir hier als Beispiel das Trinken. Der lebende Körper benötigt ständig eine bestimmte Menge Wasser. Das menschliche Individuum besteht zu 60% bis 70% aus Wasser und zur Reinigung des Körpers wird immer eine bestimmte Menge Wasser benötigt, die über die Nieren ausgeschieden wird. Die Wassermenge des Körpers kann vorübergehend nur um einen bestimmten Bereich über- oder unterschritten werden. Das ist der Sollwertbereich. Wird dieser überschritten und im Körper befindet sich zu viel Wasser, fühlt die Person einen Harndrang und geht auf die Toilette zum Wasserlassen. Bei Überschreiten des Wassersollwerts drückt nämlich die Blase. In der Technik, die nämlich sehr oft mit derartigen Regelkreisen arbeitet, nennt man das einen Fühler. Hier sind es Nerven, die einen Schmerz signalisieren. Dieser führt dazu, dass der Mensch eine Toilette aufsucht. Findet er keine, pullert er ein. Die Wassermenge im Körper sinkt infolge dessen auf den Sollwertbereich. Die finale Ursache für dieses Verhalten ist also die Einhaltung eines bestimmten Sollwertbereichs. Das ist natürlich nun allerdings zu kurz gedacht. Man muss sich weiter nach dem Zweck oder Sinn fragen, wozu das gut sein soll, dass ein Wasser-Sollwertbereich eingehalten werden soll. Die Antwort liegt hierbei auf der Hand: Es geht hier im Endeffekt um das Überleben. Der letzte finale Grund ist das Überleben des Individuums. So ist es auch beim Essen und beim Atmen. Alle diese physiologischen Vorgänge dienen der Aufrechterhaltung des Lebens, oder anders ausgedrückt, der Verhinderung des Verdurstens, des Verhungerns oder des Erstickens.

Kurz gesagt: Regelkreise mit negativer Rückkopplung dienen der Selbsterhaltung des Lebenden Systems. Die Causa finalis des Atmens, Trinkens und Essens ist die Selbsterhaltung bzw. das Überleben.

Bei Regelkreisen mit negativer Rückkopplung gibt es also keinen vernünftigen Zweifel an dem Zweck des Handelns. Die Causa finalis ist eindeutig.

Anders ist es nun allerdings bei sich selbstverstärkenden Regelkreisen, den Regelkreisen mit positiver Rückkopplung.

Regelkreise mit positiver Rückkopplung

Das Paradebeispiel für einen derartigen Regelkreis ist der Sexualakt. Aber dazu komme ich später. Nehmen wir mal zunächst etwas weniger Emotionales, nämlich die Dressur. Alles, was der Mensch lernt, beruht auf diesem Vorgang.

Beispiel Hund: ein Hund soll durch einen Ring springen. So etwas Unsinniges würde er nicht freiwillig tun. Tut er das aber mehr oder weniger zufällig und wird dafür belohnt, tut er das nochmal. Der unsinnige Sprung bekommt nämlich im Rahmen der Dressur einen Sinn, einen Zweck: der Hund bekommt etwas zu essen. Natürlich etwas, was besonders gut schmeckt. Dadurch kommt noch etwas anderes ins Spiel, das über die Selbsterhaltung hinausgeht: ein Genuss!

Genuss geht über die Hungerbeseitigung hinaus. Genuss und Lustgefühl und ähnliche Gefühle signalisieren dem Individuum noch etwas anderes als die Beseitigung eines Mangels. Sie signalisieren ihm Zuwendung, Bestätigung, Lob, Anerkennung. Was dabei erlebt wird und zu Selbstbestätigung führt, nenne ich kurz "narzisstische Befriedigung".

Beispiel Kind: der ältere Säugling sagt mehr oder weniger zufällig "Mama" oder plappert dieses Wort nach. Dafür wird er im Überschuss mit Zuwendung, Liebesäußerungen, Küsschen usw. belohnt. Also wiederholt er dieses Wort, um erneut Liebeszuwendungen zu bekommen. Er lernt schließlich auf diese Weise sprechen.

Beim Schüler geht es weiter. Für eine erwünschte Leistung bekommt er eine Eins als Belohnung und freut sich. Er wurde narzisstisch bestätigt. Im Berufsleben setzt sich das fort. Das erwünschte Verhalten wird nun mit Geld belohnt.   

Aus der Sicht des Individuums ist also, kurz gesagt, die narzisstische Belohnung der Zweck, die Causa finalis. Der Mensch sucht nach Zuwendung, Bestätigung bzw. emotional betrachtet nach Glücksgefühl. Das Glücksgefühl wird nun zur Causa finalis seines Verhaltens, seines Lernens, seines Arbeitens. Wie der Hund bei der Dressur würde er und macht er die unsinnigsten Sachen, um gelobt zu werden, um Zuwendung zu bekommen, um Glücksgefühl zu erleben, um narzisstische Befriedigung zu erleben. Er steht jeden Morgen früh auf anstatt im Bett liegen zu bleiben usw.. Wie ich in meinen Büchern und sonstigen Veröffentlichung gezeigt habe, versiegt diese Art der Befriedigung jedoch schnell. Das Sättigungsgefühl, das nach dem Essen eine Weile anhält, hält bei der narzisstischen Befriedigung nicht so lange an. Es gibt hier nämlich keinen Sollwert. Der Mensch kann nie genug dieser narzisstischen Befriedigung bekommen.

Diese subjektive Causa finalis, das Erreichen eines Glücksgefühls, gibt nun aber den Eltern, den Lehrern, der Gesellschaft die Möglichkeit, die Entwicklung des Individuums zu steuern. Da die Belohnung durch den Dompteur vergeben wird, gibt sie diesem die Möglichkeit, das erwünschte Verhalten festzulegen. Die subjektive Causa finalis (das Glücksgefühl des Individuums) wird vom Dompteur, von den Eltern, den Lehrern und der Gesellschaft benutzt, um das dressierte Individuum zu dem Verhalten zu steuern, das der Dompteur haben will.

Damit haben wir in diesen Fällen der Regelkreises mit positiver Rückkopplung eine Person (Vater und Mutter, Lehrer) oder gesellschaftliche Regeln, die die Causa finalis des Individuums, das Glücksgefühl, mit dem vom Dompteur erwünschten Verhalten koppeln und damit in der Lage sind, das Glücksgefühl des Individuums zur Steuerung seines Verhaltens und seiner Entwicklung zu benutzen.

Die Gesellschaft steuert auf diese Weise das Verhalten und die Entwicklung der Individuen.

Nun haben die Individuen natürlich unterschiedliche angeborene Talente, so dass jedes Individuum einen anderen Platz in der Gesellschaft findet, auf dem es sich wohl fühlt. Es wird ein Kompromiss geschlossen zwischen den gesellschaftlichen Bedürfnissen und den Bedürfnissen und Talenten des Individuums. Am Ende resultiert im Idealfall die Selbstentfaltung jedes Individuums. Deshalb sage ich, jedes lebende System wird durch diese 2 Regelkreise gesteuert, die ich Selbsterhaltung (negative Rückkopplung s.o.) und Selbstentfaltung nenne. Die Selbstentfaltung wir durch die Regelkreise mit positiver Rückkopplung durch die von der Gesellschaft vorgegebenen Belohnungsmechanismen (vor allem Geld für erwünschtes Verhalten) gesteuert. Die Selbsterhaltung durch die genetisch vorgegebenen Sollwertbereiche für Sauerstoff, Wasser und Nährstoffe usw.. gesteuert, die sich durch Durst, Hunger, Appetit usw. dem Individuum bemerkbar machen.

Die Evolution im Tierreich

Wo finden sich diese beiden Regelkreise im Pflanzen- und Tierreich bei der Evolution?

Darwin spricht von der Überproduktion von Nachkommen und der Selektion als den beiden Kräften der Evolution. Die betrachteten Objekte sind dabei die Arten. Jede Art vermehrt sich – also vergrößert sich - über das zur Selbsterhaltung notwendige Maß hinaus (Überproduktion von Nachkommen) und die Selektion dezimiert die Bevölkerung der Art. Am Ende bleibt die Größe einer Art etwa konstant (das wäre meine Selbsterhaltung) und es entstehen neue Arten (eine Entfaltung) durch Anpassung an eine andere Umwelt.

Bei Tieren mit zweigeschlechtlicher Vermehrung, zu denen auch die Menschheit zählt, spielt nun der Sexualtrieb die entscheidende Rolle. Damit komme ich auf dieses Thema zurück (s.o.).

Die Natur operiert hier mit der Belohnung des erwünschten Verhaltens. Es handelt sich also um einen Regelkreis mit positiver Rückkopplung. Das Kopulationsverhalten der Individuen wird hormonell gesteuert, das erwünschte Verhalten (die Kopulation) wird durch eine Hormonausschüttung, die mit Lustgefühlen und Glücksgefühlen verbunden ist, gesteuert. Das erwünschte Verhalten, die Kopulation, wird mit einem Orgasmus belohnt. Die Belohnung führt dazu, dass dieses Verhalten so oft wie möglich wiederholt wird, um die Belohnung (den Orgasmus) erneut zu erhalten. Und das führt zu einer Überbevölkerung. Diese würde unendlich weiter wachsen, wenn nicht übergeordnete Regelkreise mit negativer Rückkopplung einsetzen würden, nämlich die Selektion. Eine Tierart ist beispielsweise ein gefundenes Fressen für eine andere Tierart, die den „Bevölkerungsüberschuss“ auffrisst. Frisst sie zu viel auf und hat keine weiteren Nahrungsquellen, hat auch die Fressertierart Pech: ein Teil der Fresserbevölkerung verhungert.

Und wer wird gefressen und wer verhungert?

Es sterben die Langsamen und die Dummen. Ist der Jäger zu dumm oder zu langsam, läuft ihm die Beute fort, ist das Beutetier zu langsam oder zu dumm, wird es gefressen. Auf diese Weise wird Schnelligkeit und Klugheit positiv selektiert. Am Ende entsteht eine besonders kluge Tierart, der Mensch.

Leider allerdings ist die Menschheit, also die Tierart Mensch, nicht klug genug. Sie war so klug, ihre Fressfeinde und auch die kleinen Feinde, die Bakterien, auszurotten oder zu bekämpfen, aber aus Ermangelung der natürlichen Selektion wächst sie nun ungebremst weiter und ist zu dumm, ihre Bevölkerungsgröße selbst zu regulieren.

Die Causa finalis der Evolution und Zivilisation

Was ist nun aber der Zweck oder das Ziel oder der Sinn der Evolution und der Zivilisation? (In meinem Buch „Zivilisation als Fortsetzung der Evolution habe ich beschrieben, dass beides (Evolution und Zivilisation) nach den gleichen Prinzipien der Überproduktion und Selektion abläuft)

Die Causa finalis der Evolution ist die Vermehrung und Vervollkommnung der genetisch gespeicherten Information (Anpassung, Überleben des Fitteren). Die Zivilisation setzt die Vervollkommnung der Information fort durch Erfindung neuer Informationsspeicher. Die genetische Informationsspeicherung erfolgt intrazellulär im Zellkern. Der nächste Informationsspeicher ist das Gehirn. Mit Hilfe dieses Gehirns hat der Mensch inzwischen hirnexterne bzw. körperexterne Datenspeicherungen in Büchern und auf elektronische Weise auf Computerfestplatten, Disketten, sticks usw. , heute in "Clouds", erfunden.

Das habe ich in meinem Buch „Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch“ genauer beschrieben. Die Menschheit hat einen evolutionären Sprung vollzogen, den Sprung von der intrazellulären und intraindividuellen zur körperexternen Datenspeicherung. Deshalb bildet die Menschheit aus Sicht meiner Philosophie ein eigenes Reich, das sich vom sonstigen Tierreich fundamental unterscheidet. Die körperexterne Informationsspeicherung überlebt nämlich die Existenz des Individuums und hat damit die gleiche Eigenschaft wie die genetische Datenspeicherung. Aber darüber hinaus verbreiten sich die vom Menschen entwickelten Informationen praktisch ohne Zeitverlust über das System Erde, während die genetische Datenspeicherung viele Generationen benötigt, um die über die Erde zu verbreiten.

Das menschliche Individuum ist dabei allerdings, wie alle anderen Individuen anderer Tierarten, Mittel zum Zweck.

Zweck bzw. Causa finalis, ist die Informationsvermehrung und Informationsverbesserung. Eine verbesserte Information ist eine Information, die den Gegenstand, den sie abbildet, genauer oder optimaler abbildet. Und die Menschheit hat es vollbracht, die Informationsverbreitung fundamental zu beschleunigen.

Und diese Informationsvermehrung ist ein Prozess, der der Entropie entgegenarbeitet.

Die Physiker, die die Gesetze der toten Materie untersuchen, kommen zu dem Schluss, dass das Universum unaufhaltsam dem Wärmetod entgegengeht. Die Entropie nimmt ständig zu. Anders ausgedrückt nimmt die Information ständig ab. Wenn am Ende alles gleich warm ist (der „Wärmetod“ des Universums), gäbe es auch keine Unterschiede und keine Information mehr, da es nur Unordnung gibt, während Information mit Ordnung verbunden ist.
Die Vermehrung der Information durch die Evolution und nun die menschliche Zivilisation arbeitet dieser Informationsverminderung entgegen.

Das ist das Ergebnis der Philosophie lebender Systeme.

Der der Sinn des Menschen, sein Zweck oder die Causa finalis seiner Existenz besteht darin, der Entropie des Universums entgegenzuarbeiten.

Die Beweiskraft der gegenwärtigen Corona-Infektion

In meinem 2001 veröffentlichtem Buch "Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch" (ISBN 3-8311-1902-3) habe ich ein Datenausbreitungsgesetz formuliert. Danach wohnt Daten eine Kraft inne, sich zu vervielfachen (sich zu kopieren). Die handelnde Einheit (der "Dominator", wie ich es genannt habe), ist der genetische Code, sind also die Chromosomen, und die Individuen (z.B. die einzelnen Menschen) sind die Effektoren (die ausführenden Organe) dieser Dominatoren. Der Information wohnt danach eine Kraft inne, sich zu kopieren, sich damit zu exponentiell zu vervielfachen. Die Individuen sind lediglich Mittel zu diesem Zweck, die – bei zweigeschlechtlicher Vermehrung – durch den Sexualtrieb zur Vermehrung dieser genetisch gespeicherten Daten angetrieben werden.

Diese "Diener" der Daten leben daher auch nur vorübergehend, während die Daten selbst, die auf den Chromosomen gespeichert sind, in ihren Nachkommen weiterleben. Schon das zeigt, dass es der Natur nicht um den Menschen und sein Glück geht, sondern um die Verbreitung von Information.
So gesehen ist die natürliche Causa finalis, der Zweck des Menschenlebens, die Erhaltung und Verbreitung seiner genetisch gespeicherten Information. Und der Sinn der Menschheit ist diese fundamentale Beschleunigung der Informationsausbreitung durch die hirnexterne bzw. körperexterne Informationsspeicherung und das Internet.

Viren sind nun keine Lebewesen, keine lebenden Systeme, sondern lediglich Datenketten, DNS- oder RNS-Fäden. Sie haben keinen Stoffwechsel. Um sich zu vermehren, benötigen sie eine lebende Zelle. Die finden sie gegenwärtig in den Menschen. Menschliche Zellen dienen als Nährboden für die Vermehrung von Information. Der lebende Teil eines menschlichen Körpers oder eines Individuums einer anderen Tier- oder Pflanzenart ist ja ein sehr kompliziertes Gebilde, das in der Regel als das Wesentliche dieses Lebenden Systems angesehen wird, obwohl es nach gewisser Zeit stirbt, während der haploide Chromosomensatz seiner Geschlechtszellen, der die Existenz des Individuums überleben kann und potentiell unsterblich ist, als unbedeutend angesehen wird. Tatsächlich ist es genau andersherum. Der komplizierte lebende Körper ist lediglich eine vorübergehende Erscheinung, während der potentiell unsterbliche Informationsteil seines Körpers in den Geschlechtszellen (die als DNS gespeicherten Daten) das Wesentliche ist, um das es in der Evolution geht. Der Bauplan, der da gespeichert ist, ist natürlich etwas Geistiges. Man darf ja nicht die Information an sich, also das Geistige, mit dem materiellen Speichermedium verwechseln. Was sich hier in der Evolution und der Zivilisation eigentlich vermehrt und optimiert, ist etwas Geistiges. Es ist der geistige Inhalt, der auf dem Gen, auf dem Chromosom, in dem Buch, auf der Diskette und in der Cloud gespeichert ist. Dieser multipliziert und optimiert sich. Es handelt sich also um einen Vorgang, dessen Ende nicht abzusehen ist, sichtbar ist nur der Weg.

Ungeklärt ist eventuell die Frage, warum sich ein Virus, also eine Datenkette, vermehrt, was also die Causa efficiens, die treibende Kraft ist. Klar scheint mir jedoch das Ziel oder der Sinn, die Causa finalis: die Vermehrung und Verbesserung der Information.

Warum aber setzt sich diese Informationsvermehrung weiter fort, obwohl die genetische Datenvermehrung über einen hormonell gesteuerten Trieb (den Sexualtrieb) und eine Vermehrung der menschlichen Individuen dafür gar nicht mehr nötig ist?

Information wird inzwischen in Büchern und auf elektronischen (magnetischen) Datenträgern gespeichert. Der Sexualtrieb ist daher überflüssig geworden, aber die Natur ändert sich nicht. 

Die Menschheit bräuchte sich weder zu vergrößern, noch bräuchte sie weiterhin Wissenschaft zu betreiben.

Der Grund, also die Causa efficiens, die treibende Kraft, ist aus meiner Sich diese von mir bereits 2001 postulierte Datenausbreitungskraft. Diese Kraft wirkt weiter und treibt den Menschen an, weiteres Wissen zu erwerben, noch mehr Daten und Information zu speichert und zu verbreiten. Dem Geistigen selbst wohnt nach meiner Überzeugung eine Kraft inne, die ihn antreibt, immer mehr Informationen über das lebende System, in dem es gespeichert ist und über dessen Umwelt zu erwerben und zu speichern.

Und diese Kraft des Geistigen wohnt selbst dem einfachsten RNS-Faden eines Virus der Corona-Gruppe inne, der sich aufgrund dieser Kraft dupliziert und die auf ihm gespeicherte Information damit vermehrt und durch Infektion anderer Individuen ausbreitet.

Dass dabei ein Teil der Individuen stirbt, ist lediglich ein Nebeneffekt, ein Kollateralschaden. Ohne seine Wirtszellen könnte sich die Information ja nicht weiter ausbreiten. Daher liegt der Tod eines infizierten Individuums gar nicht im Interesse der Information, die das Virus trägt.

Den Infizierten möge das Hoffnung geben.

Rudi Zimmerman, Berlin, den 10.4.2020

Rudi Zimmerman (2001): Die Datentransformation. Das Individuum als selbstkopierender Datenträger und das Zeitalter des Systems Mensch

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Die Entwicklung der Erdbevölkerung zum System Menschheit.
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