Leonardo Boff

Kurzgeschichten

A
In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

B
Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

 

Die Lage der Menschheit auf der Erde

Der Standpunkt Boffs

In seinem Buch "Ethik für eine neue Welt" (Patmos Verlag. Düsseldorf. 2000. ISBN 3-491-72438-4, Übersetzung Horst Goldstein) liefert Leonardo Boff eine Beschreibung der Situation der Menschheit, die sich seitdem immer mehr bewahrheitet. Auch Boff betrachtet die Erde und ihre Bewohner als ein einheitliches System, das durch einen Naturprozess geschaffen wurde: "Das System Erde ist mit seinen ökologischen Subsystemen seinerseits die Frucht der Geschichte des Weltalls. Das Leben erweist sich … als Materie, die sich selbst organisiert. Menschliches Leben  [ist] etwas, das aus der Geschichte des Lebens hervorbricht. Nichts von Bruch, alles gehört zusammen. Alles bildet einen einzigen komplexen Prozess, …" (S. 22)

Schon seinerzeit beschrieb er die ökologische Krise, die in der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage der Erde besteht (S. 12). Die Masse, die Ausgegrenzten, die Opfer dieser Krise, werde zunehmend ein Randdasein führen (S. 13). Es werde eine "ethische Weltrevolution" benötigt (S. 16). Es werde sich das Bewusstsein enier "planetarischer Bürgerschaft" (S. 19) entwickeln, in deren Mittelpunkt die Erde stehen wird, "verstanden als organisches Makrosystem, als lebendiger Superorganismus, als Gaja, der alle Größen zu dienen und sich unterzuordnen haben. Im Zentrum wird dann die Menschheit aus Söhnen und Töchtern der Erde stehen." (S. 19). Die Menschen werden ihre Einheit mit der Natur erkennen. "In diesem Sinn kann man weder … die Erde, noch die Menschen losgelöst denken von den übrigen Lebewesen und von den physikalisch-chemischenVoraussetzungen, die Existenz und Fortbestand des Lebens ermöglichen." (S. 20).

Der Begriff "Ethos" umschreibe die "Haltung von Verantwortung und Achtsamkeit gegenüber dem Leben, von gesellschaftlichem Zusammenleben und Bewahrung der Erde, einschließlich jedes Wesens, das darauf existiert, sowie von Identifizierung eines letztes Sinns des Universums." (S. 21). Inzwischen hat im westlichen Kulturbereich eine Achtsamkeitsbewegung um sich gegriffen, die die Schulmedizin immer mehr in den Hintergrund drängt. Während einerseits die Kosten (der Krankenkassen) für die schulmedizinische Gesundheitsversorgung parallel zum sinkenden Gesundheitszustand der Bevölkerung immer weiter steigt, geben die Menschen auch immer mehr Geld privat finanzierte alternative medizinische Behandlungen und Gesundheitsvorsorge durch traditionelle chinesische Heilmethoden, Meditationsmethoden und andere Achtsamkeitsübungen aus. Die Bevölkerung erkennt zunehmend, dass nur derartige Methoden, die die Einheit des Individuums mit der Natur fördern und damit Heilkräfte freisetzen, ihrer Gesundheit gut tun, während die schulmedizinische Medikamentenversorgung durch ihre Nebenwirkungen ihren Körper immer weiter schwächt.

Auch die Entwicklungs des Internets hat Boff vorausgesehen: Es entstehe "ein neues Gehirn, ein neuer Kortex: das World Wide Web … . In gewisser Weise wird jeder Mensch zu einer Nervenzelle im erweiterten Gehirn von Gaja." (S. 23)

Es sagt uns bereits seinerzeit, was wir benötigen: "Was wir … brauchen, ist das zeitgemäße holistische Paradigma, in dem die Dinge im Zuammenhang betrachtet werden, alles mit allem in Verbindung gebracht gebracht wird und die Koexistenz des Ganzen und seiner einzelnen Teile Vorrang hat (Hologramm): die Multidimensionalität der Wirklichkeit mit ihrer Nichtlinearität, mit Gleichgewichts- und Ungleichgewichtszuständen, mit Chaos und Kosmos, mit Leben und Tod." (S. 24/25) "Was uns also Not tut, ist eine glokale Haltung: globales Denken in Verbindung mit lokalem Handeln sowie lokales Denken in Verbindung globalem Handeln." (S. 25)

"Natur ist das Leben in seiner Einheit und in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen, verstanden als Prozess der Selbstorganisierung (autopiesis) der Materie. … Im modernen Verständnis besitzt Natur Subjektcharakter und Spiritualität." (S. 39)

"Der Mensch nimmt in der Natur einen einzigartigen Platz ein. … Zum einen hat er seinen Ort innerhalb der Natur, ist Teil der Natur, … Zum anderen steht er aber auch der Natur gegenüber, …. Der Mensch ist immer sowohl Teil als auch Meister der Natur." (S. 39)

Der Mensch müsse daher die Verantwortung für die Zukunft der menschheit übernehmen. Es müsse eine universal gültige Ethik entwickelt werden, ein Weltethos werde entstehen. (S. 41)

Die Logik des Weltalls bestehe in universaler Zusammengehörigkeit und kosmischer Solidarität. (S.67).

Dem wäre Aufforderung hinzuzufügen, dass jedes Individuum seinen Beitrag leisten sollte, diese diese Zusammengehörigkeit dadurch zu fördern, dass es nicht bei intellektueller Einsicht bleibt, sondern jeder Mensch auch in diesem Sinn handelt. Mit dem Begriff der "Nachhaltigkeit" ist dies bedauerlicherweise etwas unglücklich ausgedrückt. Aber die Gemeinde derjenigen, die den richtigen Weg in die Zukunft beschreitet, auch wenn sie dabei unterschiedliche Wege beschreitet, wächst ständig.

Kritik an Boff

Kritisch sei jedoch angemerkt, dass Boff nun leider gefühlsmäßige Begründungen gibt. Er setzt gefühlte Erkenntnis der rationalen Erkenntnis gleich.
Dabei übersieht er zweierlei:
Erstens den tatsächlichen Grund dafür, dass die Natur keinen Überschuss erzeugt. Dies ist nämlich die Folge der Selektion. Im Tierreich frisst der Stärkere den Schwächeren. Der Überschuss an Kaulkquappen (Nachkommen des Frosches), der wohl einige tausend Exemplare pro Frosch beträgt, dient Fischen als Nahrung. Der Selektionsmechanismus, den Darwin beschrieben hat, ist auch die Ursache der Evolution. Er ist ein natürlicher Prozess, den man in christlicher Terminologie als "weltlichen" Vorgang bezeichnen kann. Diese Grausamkeit der Natur kann wohl kaum Vorbild für eine neue Ethik der zukünftigen Menschheit sein.
Zweitens wäre ihm als Christ zu raten, über
Jakobus 4,4 zu reflektieren: "Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes." Jakobus leitet in seinem Brief Streit und Kriege unter den Menschen ab als Folge der "Leidenschaften im Innern" der Menschen. Er unterscheidet also die Innenwelt von der Außenwelt des Individuums und identifiziert die Emotionen der Menschen als Ursache von Konkurrenz, Gier, Ehrgeiz, “bösen” Absichten und Taten. Die Alternative, nämlich das ICH mit seiner Möglichkeit, rationale Entscheidung zu treffen für ein friedliches liebevolles Zusammenleben, das die Interessen aller Mitmenschen auf der Erde respektiert, wäre hingegen der "Hauch Gottes", der dem Menschen eingeblasen wurde und der den Menschen gottähnlich macht.

Eine Ethik der zukünftigen Menschheit sollte sich nach Ansicht der Philosophie lebender Systeme daher eher an Erich Fromm orientieren, der in vielen Veröffentlichungen eine gewaltfreie humanistische und sozialistische Ethik vorgeschlagen hat.

Rudi Zimmerman,
Berlin, Frühjahr  2011

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